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Trafik 2: Sonja E. 32, in Ausbildung
Sonja macht derzeit eine vom AMS geförderte Ausbildung zur Bürokauffrau in einem Schulungscenter in der Kärntnerstraße. Wenn sie um 16 Uhr am Nachmittag nach Hause kommt, geht sie mit ihrer schwarzen Mischlingshündin namens Lexy im nahegelegenen Augartenpark spazieren. Ein- bis zweimal pro Woche unternimmt sie mit Lexy längere Spaziergänge, um einen Freund in der Triester Straße zu besuchen. Sie geht dann durch den Augartenpark vorbei am Freibad und über die Augartenbrücke bis zum Kreisverkehr beim großen Möbelhaus. Durch die Großmarktstraße und vorbei am Schlachthof gelangt sie zur Herrgottwiesgasse und von dort über die Tändelwiese zur Trafik an der Ecke zur Triesterstraße. An der Trafik macht sie kurz Halt, um sich eine Schachtel „Camel“ zu kaufen. Sie möchte bald mit dem Rauchen aufhören und hat ihren Zigarettenkonsum sehr eingeschränkt. Meist kommt sie eine Woche lang mit der Schachtel aus.
Neuholdaugasse / 2004 bis heute
Seit sechs Jahren wohnt Sonja in einer hellen Gemeindewohnung in der Neuholdaugasse. Sie musste lange auf die Wohnung warten und ist damit heute umso glücklicher. Die Wohnung hat 49 m² Wohnfläche und liegt im ersten Stock eines zweigeschoßigen Hauses in einer wenig befahrenen Einbahnstraße. Pro Etage gibt es jeweils drei Wohnungen und Sonja gefällt es im Haus auch deswegen gut, weil man hier nicht so anonym lebt wie in dem riesigen Wohnblock, wo sie früher mal gewohnt hat. Mit ihrer älteren Nachbarin, die sich über Lexys lautes Bellen in den ersten Monaten beschwert hatte, kommt sie mittlerweile gut aus. Wenn Sonja besonders lange unterwegs ist, geht die Nachbarin oft mit Lexy spazieren.
Ghegagasse / 2003 bis 2004
Bevor Sonja die Gemeindewohnung bekam, wohnte sie eineinhalb Jahre lang in einer Kellerwohnung in der Ghegagasse nahe am Grazer Hauptbahnhof. Von der Wohnung erfuhr sie von einem alten Freund, der ihr auch beim Umzug half. Die Wohnung hatte 30 m² Wohnfläche und die Miete war wegen der Kellerlage gering. Mit ihrem Gehalt von der Regalbetreuung im Discounter konnte Sonja sich die Wohnung gut leisten. In den ersten Monaten fühlte sie sich in der Wohnung wohl. Die Fenster waren hofseitig und sie konnte Lexy, die sie zu dieser Zeit aus dem Tierheim zu sich holte, im Innenhof frei herumlaufen lassen. Als es Herbst wurde, entdeckte sie erste Schimmelspuren an der Wand. Auf Anraten ihrer Mutter stellte Sonja einen Antrag auf eine Gemeindewohnung. Sie rechnete mit einer kurzen Wartezeit, es dauerte aber trotz ihrer schlechten Wohnsituation vierzehn Monate, bis sie eine geeignete Wohnung zugewiesen bekam.
Alte Poststraße / 2001 bis 2003
Von 2001 bis zum Sommer 2003 lebte Sonja in einer Wohngemeinschaft in einem achtgeschoßigen Wohnkomplex aus den 1970er Jahren in der Alten Poststraße. Beim Discounter gegenüber fand sie bald eine Teilzeitstelle als Regalbetreuerin und arbeitete fünf mal pro Woche von 14 bis 19 Uhr. Vormittags spazierte sie oft die Eggenberger Allee entlang bis zum Schlosspark und wieder zurück. Die Wohnung im ersten Stock war zwar groß und hatte einen Balkon, Sonja verstand sich aber mit den beiden Mitbewohnern, die sie vor ihrem Einzug nur flüchtig kannte, nicht sonderlich gut. Immer wieder gab es Streit, weil die Mitbewohner mit der Miete im Rückstand waren und sich von Sonja Geld ausleihen wollten.
Split, Kroatien / 1997 bis 2001
Von 1997 bis 2001 lebte Sonja in Kroatien. Mit ihrem Ehemann, den sie seit der Schulzeit kannte, wohnte sie nördlich von Split in einem kleinen Ferienhaus, das ihren Schwiegereltern gehörte. Ihr Mann führte ein Caféhaus im alten Hafen von Split. Weil sie für das Haus keine Miete zahlen mussten und mit den Einkünften vom Caféhaus gut auskamen, arbeitete Sonja in den ersten Jahren nur gelegentlich im Café ihres Mannes. Sie verbrachte viel Zeit am nahe gelegenen Kiesstrand und versuchte, Kroatisch zu lernen. Immer wieder fuhr sie mit einem Eurolines-Bus nach Graz, um ihre Mutter zu besuchen. Nach vier Jahren wurde ihr das Leben in Split zu langweilig. Sie wäre am liebsten mit ihrem Mann nach Graz zurückgezogen, er wollte aber auf jeden Fall in Split bleiben. Nach langen Diskussionen packte Sonja ihre Koffer und fuhr mit dem Bus endgültig nach Graz, wo sie die Scheidung einreichte.
Grazbachgasse / 1978 bis 1997
Sonja wuchs in der Grazbachgasse nahe der Innenstadt auf. Sie wohnte mit ihrer Mutter in einer kleinen Altbauwohnung gegenüber der Handelsakademie Grazbachgasse. Von der Küche aus kam man in ein kleines Badezimmer und auf einen Wirtschaftsbalkon, Sonjas Zimmer und das Zimmer ihrer Mutter lagen straßenseitig. Sonja besuchte das nahegelegene Pestalozzi- Gymnasium und ging danach auf Wunsch ihrer Mutter in die HAK. Dort lernte sie ihren späteren Mann kennen, der aus Kroatien kam und seit Kriegsausbruch in seiner Heimat bei einer Tante in der Eisteichsiedlung in Graz-St. Peter lebte. Nachdem sie in der 7. Klasse die Schule abgebrochen hatte, geriet sie mit ihrer Mutter immer öfter in Streit und verbrachte deswegen viel Zeit bei ihrem Freund in St. Peter. Als er beschloss, nach seiner Matura im Jahr 1997 wieder nach Kroatien zurückzukehren, heiratete sie ihn kurzerhand und ging mit ihm mit.
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