Trafik 4: Gabriele T. 65, Pensionistin
Gabriele ist schon seit Ende der 1960er Jahre Kundin in der Trafik an der Ecke Kapellenstraße und Payer-Weyprecht-Straße. Sie erinnert sich noch an das schlichte Holzhaus, in dem die Trafik bis zum Anfang der 1970er Jahre untergebracht war. Damals hat sie dort noch regelmäßig Zigaretten gekauft, seit mehr als dreißig Jahren ist sie nun aber schon Nichtraucherin. Gabriele und ihr Mann fahren einmal pro Woche mit dem Auto zum Einkaufen in den Citypark, ein nahegelegenes Shoppingcenter. Am Nachhauseweg, der sie über die Triester Straße in die Vinzenz-Muchitsch-Straße und die Kapellenstraße führt, steigt Gabriele schon bei der Trafik aus dem Auto aus, während ihr Mann hundert Meter weiter zur gemeinsamen Wohnung fährt. Gabriele wird den Weg später zu Fuß fortsetzen. Sie besorgt sich wie immer einen Zehnerblock für den Bus und die Zeitschriften „Für Sie“ und „Brigitte“. Gerne wechselt sie auch ein paar Worte mit der Trafikantin, die immer nachmittags dort arbeitet.
Kapellenstraße / 1967 bis heute
Gemeinsam mit ihrem Mann bewohnt Gabriele eine geräumige Dreizimmerwohnung im Parterre eines alten, zweistöckigen Mehrparteienhauses in der Kapellenstraße, das die beiden gekauft und in den letzten Jahrzehnten stückweise renoviert haben. Im kleinen Vorgarten haben sie sich eine schattige Sitzecke eingerichtet, wo sie sich bei schönem Wetter gerne aufhalten. Gabriele wohnt seit ihrer Heirat im Jahr 1967 in diesem Haus. In den ersten fünf Jahren hatten sie und ihr Mann noch eine kleinere Wohnung im zweiten Stock. Als die größere Wohnung im Parterre im Jahr 1972 frei wurde, übersiedelten sie mit der inzwischen geborenen Tochter nach unten.
Kainbach bei Graz / 1962 bis 1967
Fünf Jahre lang wohnte Gabriele in den 1960er Jahren in der Gemeinde Kainbach im Bezirk Graz Umgebung. Sie arbeitete dort im Büro eines katholischen Ordens und bekam eine schlichte Dienstwohnung zur Verfügung gestellt, die im ersten Stock des über hundertjährigen ehemaligen Schlosses lag. Die freien Wochenenden verbrachte sie bei ihren Eltern in der Weststeiermark oder in Graz, wo sie im Jahr 1966 bei einem Besuch der Grazer Herbstmesse ihren späteren Mann kennenlernte.
Schülerheim in St. Peter / 1959 bis 1962
Von 1959 bis 1962 lebte Gabriele wochentags in einem Grazer Schülerheim im Bezirk St. Peter. Gemeinsam mit fünf anderen Mädchen teilte sie sich einen Schlafsaal im zweiten Stock des weitläufigen, alten Gebäudes. Das Zimmer war spärlich mit drei Stockbetten, sechs Schränken und zwei Tischen möbliert. Gabriele besuchte tagsüber eine Handelsschule in Graz. Sooft es ging, fuhr sie am Wochenende nach Hause zu ihren Eltern.
Internat in St. Leonhard / 1955 bis 1959
Ab ihrem zehnten Lebensjahr besuchte Gabriele vier Jahre lang ein Mädcheninternat in Graz. Ihre Eltern hatten fleißig gespart, um ihr den Schulbesuch dort zu ermöglichen. Von Montag bis Samstag hatte sie Unterricht und nur selten konnte sie am Wochenende nach Hause in die Weststeiermark fahren. Im Internat war sie mit anderen Mädchen in einem großen Gemeinschaftsschlafsaal untergebracht. Für Gabriele bedeutete das strenge Internatsleben eine große Umstellung und besonders im ersten Jahr litt sie unter dem strengen Tagesablauf.
Forsthaus in der Weststeiermark / 1945 bis 1955
Gabriele ist in einem großen Forsthaus mitten im Wald in der Nähe von Übelbach aufgewachsen. Das Haus gehörte der Herrschaft Liechtenstein, und ihr Vater war für diese als Förster tätig. Im Forsthaus gab es damals nur Petroleumlampen und kein fließendes Wasser. Gabriele erinnert sich an die unbeschwerte Zeit, die sie dort in der Natur verbracht hat. Zur Volksschule musste sie täglich einen langen Fußweg zurücklegen.
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